Ein sozialer Roboter in der postoperativen Versorgung – Eine Untersuchung zur Unterstützung von Pflegekräften im Aufwachraum

- Bachelorarbeit -



Description:

In Deutschland gibt es durch den demografischen Wandel und immer mehr pflegebedürftige Menschen einen steigenden Bedarf an Pflegefachkräften. Besonders in der postoperativen Phase im Aufwachraum müssen die Patienten kontinuierlich von Fachpflegepersonal überwacht werden, weil in dieser kritischen Phase viele Komplikationen auftreten können – zum Beispiel Atemdepression, Kreislaufstörungen oder postoperative Übelkeit.

Die postanästhetische Versorgung wird dabei in drei Phasen unterteilt:

  • In Phase 1 geht es um die unmittelbare postoperative Betreuung mit engmaschiger Überwachung.
  • Phase 2 umfasst die fortgesetzte Erholung, in der die Patienten wieder ihr normales Bewusstsein zurückerlangen.
  • Phase 3 ist dann die erweiterte Beobachtung für Patienten, die nach Phase 1 oder 2 noch weitere Überwachung brauchen. Gerade diese Phase 3 ist interessant: Hier sind die Patienten schon stabil und orientiert, warten aber noch auf ihre Verlegung auf die Normalstation oder Entlassung. Diese kontinuierliche Überwachung bindet allerdings wertvolle Personalressourcen.

Hier könnte der Einsatz eines sozialen Roboters ansetzen. Diese Bachelorarbeit untersucht, ob ein solcher Roboter in Phase 3 der postanästhetischen Versorgung das Pflegepersonal effektiv unterstützen kann. Die Grundidee ist, dass der Roboter die Überwachung der Vitalwerte übernimmt und gleichzeitig mit den Patienten kommuniziert, wenn diese bereits wach, orientiert und kommunikationsfähig sind. Damit die Patienten dem Roboter vertrauen und sich nicht irritiert fühlen, lernen sie den Roboter schon präoperativ kennen.

Für Phase 3 wird der Roboter mit einem vereinfachten Modell ausgestattet, das auf den Prinzipien der kognitiven Architektur ACT-R (Adaptive Control of Thought-Rational) basiert. Dieses Modell bewertet aus den kontinuierlich erfassten Vitalparametern (Puls, Blutdruck, Sauerstoffsättigung, Temperatur) den aktuellen Patientenzustand. Der Roboter soll bei Abweichungen von den Normwerten das Pflegepersonal informieren und gleichzeitig mit den Patienten kommunizieren können. Er kann dabei häufig gestellte Fragen beantworten – zum Beispiel zu typischen postoperativen Beschwerden wie Halsschmerzen nach einer Intubation – und den Patienten während der Wartezeit Gesellschaft leisten.

Das Ziel dieser Arbeit ist es herauszufinden, ob und wie ein solcher Roboter in Phase 3 zur Entlastung des Pflegepersonals beitragen kann. Dafür werden strukturierte Interviews mit drei Ärzten durchgeführt, eine zweitägige Beobachtung auf einer Aufwachstation mit Befragung der Pflegekräfte gemacht und eine praktische Evaluation mit ausgewählten Testpersonen durchgeführt. Bei der praktischen Evaluation werden die Vitalparameter mittels eines Pulsmessbands erfasst und an den Roboter übermittelt. Dieser bewertet dann anhand dieser Daten den Patientenzustand und reagiert bei Abweichungen entsprechend.

Die Auswertung dieser Pilotstudie konzentriert sich auf die Akzeptanz der Testpersonen gegenüber dem Roboter und darauf, ob dessen Einsatz als hilfreich empfunden wird. Die Untersuchung soll zeigen, welche spezifischen Funktionen eines Roboters in dieser Phase am sinnvollsten sind und ob der Roboter tatsächlich einen praktischen Beitrag zur Entlastung der Pflegekräfte im Aufwachraum leisten kann.

Anforderungen/Kenntnisse:

Programmierung einer Applikation für den Roboter Pepper, Implementierung eines ACT-R Modells, Tests auf dem Roboter, Durchführung einer Studie

Bearbeitung:

Nils Conrad

Betreuung:

Prof. Dr. rer.nat. Nele Rußwinkel
Institut für Informationssysteme
Ratzeburger Allee 160 ( Gebäude 64 - 2. OG)
23562 Lübeck
Telefon: 0451 / 3101 5700